Am 11.11.1989 gegen Mittag schwamm ich wahrlich gegen den Strom der enormen Menschenmenge: Ich wollte über die Bornholmer Brücke in die „Hauptstadt der DDR“ hinein. Die verblüfften Grenzwächter ließen mich schließlich durch, weil ich noch ein Einreiseabonnement hatte. Ich betrat eine fast ausgestorbene Stadt. Ziellos wanderte ich durch die novembergrauen Straßen. Wegen des ungeheuerlichen Ereignisses der Maueröffnung zwei Tage zuvor, gelang es mir an diesem Tag nicht, obwohl ich den Prenzlauer Berg durchaus kannte, mich auf das Fotografieren zu konzentrieren. Am unteren Ende der Schönhauser Allee, die als heimliche Hauptstraße Ost-Berlins mir immer recht quirlig erschienen war, dort an der Kreuzung mit der Metzer Straße, konnte ich endlich die ungewohnte Leere bildlich festhalten. Das Plakat des „Neuen Forums“ bot mir den Zeitbezug. Dann trat ich verwirrt den Rückzug an. Der Grenzübergang war jetzt leer. Die DDR-Bürger waren am Ku’damm, und ich begab mich – immer noch fassungslos – in meine Charlottenburger Wohnung.
TitelBerlin, Schönhauser Allee, Ecke Metzer Straße
Künstler*inHansgert Lambers
SammlungEast for the record
Entstehungszeit1989
BeschreibungAm 11.11.1989 gegen Mittag schwamm ich wahrlich gegen den Strom der enormen Menschenmenge: Ich wollte über die Bornholmer Brücke in die „Hauptstadt der DDR“ hinein. Die verblüfften Grenzwächter ließen mich schließlich durch, weil ich noch ein Einreiseabonnement hatte. Ich betrat eine fast ausgestorbene Stadt. Ziellos wanderte ich durch die novembergrauen Straßen. Wegen des ungeheuerlichen Ereignisses der Maueröffnung zwei Tage zuvor, gelang es mir an diesem Tag nicht, obwohl ich den Prenzlauer Berg durchaus kannte, mich auf das Fotografieren zu konzentrieren. Am unteren Ende der Schönhauser Allee, die als heimliche Hauptstraße Ost-Berlins mir immer recht quirlig erschienen war, dort an der Kreuzung mit der Metzer Straße, konnte ich endlich die ungewohnte Leere bildlich festhalten. Das Plakat des „Neuen Forums“ bot mir den Zeitbezug. Dann trat ich verwirrt den Rückzug an. Der Grenzübergang war jetzt leer. Die DDR-Bürger waren am Ku’damm, und ich begab mich – immer noch fassungslos – in meine Charlottenburger Wohnung.