20.09.1989. Notizen einer denkwürdigen Reise auf den Spuren Walter Benjamins September im Roussillon: Mildes Badewetter herrscht zwischen St. Cyprien, Port Vendres und Banyuls, den südlichsten Buchten der französischen Mittelmeerküste. Wahrscheinlich hält man uns hier für Touristen, die die billigere Nachsaison gewählt haben – wenn da nicht die exotischen Nummernschilder unserer Autos wären oder unsere grellblauen Pässe, deren Wust an Visa und Stempeln bislang noch jeden Zöllner ins Grübeln brachte. Wir sind aus der DDR, zwei Fotografen und zwei Schreiber, die hier, am Rande der Pyrenäen, Recherchen betreiben für ein Buch, das den Schicksalen deutscher Emigranten in Frankreich im wortwörtlichen Sinne ‚nachgehen‘ soll. Nicht nur im Westen hat das Thema seit den frühen achtziger Jahren überraschende Konjunktur. Auch in der DDR mit ihren unerschütterlich antifaschistischen Gründungsmythen ist eine Generation von ‚Kindern der Exilanten‘ nachgewachsen, die über alle kanonisierten Zeugenberichte hinaus eigenen Zugang zu den politisch wie menschlich oft komplizierten Vorgängen sucht.
TitelCerbére (Frankreich), Bahnhofshotel
Künstler*inWolfgang Kil
SammlungEast for the record
Entstehungszeit1989
Beschreibung20.09.1989. Notizen einer denkwürdigen Reise auf den Spuren Walter Benjamins September im Roussillon: Mildes Badewetter herrscht zwischen St. Cyprien, Port Vendres und Banyuls, den südlichsten Buchten der französischen Mittelmeerküste. Wahrscheinlich hält man uns hier für Touristen, die die billigere Nachsaison gewählt haben – wenn da nicht die exotischen Nummernschilder unserer Autos wären oder unsere grellblauen Pässe, deren Wust an Visa und Stempeln bislang noch jeden Zöllner ins Grübeln brachte. Wir sind aus der DDR, zwei Fotografen und zwei Schreiber, die hier, am Rande der Pyrenäen, Recherchen betreiben für ein Buch, das den Schicksalen deutscher Emigranten in Frankreich im wortwörtlichen Sinne ‚nachgehen‘ soll. Nicht nur im Westen hat das Thema seit den frühen achtziger Jahren überraschende Konjunktur. Auch in der DDR mit ihren unerschütterlich antifaschistischen Gründungsmythen ist eine Generation von ‚Kindern der Exilanten‘ nachgewachsen, die über alle kanonisierten Zeugenberichte hinaus eigenen Zugang zu den politisch wie menschlich oft komplizierten Vorgängen sucht.